DAS PROJEKT

NekroPergEol wird von der Agence National de la Recherche und der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr. Felix Pirson (DAI Istanbul) and Prof. Dr. Stéphane Verger (ENS/EPHE Paris). Die Ausgrabungen in Aigai werden geleitet von Prof. Dr. Ersin Doğer (Ege Üniversitesi Izmir) und Dr. Yusuf Sezgin (Celal Bayar Üniversitesi Manisa). Die Ausgrabungen in Kyme stehen unter der Leitung von Prof. Dr. Antonio La Marca (Università della Calabria Cosenza). Die Ausgrabungen in Pergamon werden unter der Leitung von Prof. Dr. Felix Pirson (DAI Istanbul) und Dr. Güler Ateş (Celal Bayar Üniversitesi Manisa) durchgeführt. Die Genehmigungen zur Durchführung der Ausgrabungen und Forschungen werden vom Ministerium für Kultur und Tourismus der Republik Türkei erteilt.

VON DEN GRABHÜGELN DER HERRSCHER ZU DEN NEKROPOLEN DER BÜRGER

Moderne Funeralarchäologie im Dienste der Erforschung sozialer Stratifizierung und lokaler Identitäten im hellenistischen Pergamon und den Städten der Aiolis



Die Nekropolen und Grabhügel Pergamons und der aiolischen Städte Aigai, Kyme und Elaia sind bedeutende archäologische Quellen für das Verständnis politischer, sozialer und kultureller Dynamiken in einer Schlüsselregion des hellenistischen Kleinasiens. Ihr Potential liegt einerseits in einem besonders breiten gesellschaftlichen Spektrum der Grabinhaber, das alle 'Schichten' der hellenistischen Gesellschaft von den pergamenischen Königen über den Hof und die wohlhabenden Eliten bis hin zu den einfachen Bevölkerungsgruppen umfasst.

Andererseits zeichnet sich das Untersuchungsgebiet durch eine große Vielfalt an politischen, sozialen und kulturellen Konstellationen aus: Die Residenzstadt Pergamon, Aigai als alte aiolische Polis unter starkem pergamenischem Einfluss, Kyme als regionales Zentrum der Aiolis mit engen Beziehungen zu den Seleukiden sowie die Polis Elaia, die als Ankerplatz und Flottenstützpunkt Pergamons zu dessen maritimen Satelliten wurde. Damit bietet eine Kombination der vier Plätze ideale Voraussetzungen für die Diskussion folgender übergeordneter Fragestellungen:
(1) Soziale Stratifizierung des hellenistischen Bestattungswesens,
(2) Ausprägung von Formen bürgerlicher Repräsentation unter dem Eindruck hellenistischer Königsherrschaft,
(3) Kulturelle Einflussnahmen und Persistenzen im Verhältnis zwischen Residenzstadt und autonomen Poleis und
(4) Etablierung lokaler Identitäten im Zuge des Aufstiegs hellenistischer Territorialherrschaften im 3.-2. Jh. v. Chr. Alle Punkte reagieren auf wesentliche Forschungsdesiderate und aktuelle Diskurse. Dies gilt vor allem für die noch ganz lückenhaften Kenntnisse der Funeralkultur im hellenistischen Kleinasien und des Bestattungswesens hellenistischer Herrscher. Lokale Vielfalt als Charakteristikum der hellenistischen Kultur Kleinasien wird derzeit intensiv diskutiert, wobei die Frage nach dem unterschiedlichen Habitus einzelner Städte zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Forschungen in einem koordinierten deutsch-französischen Programm zusammengeführt

Um in diesen Bereichen neue Beiträge leisten zu können, sollen sowohl die Aufarbeitung von Altgrabungen seit 1880 als auch die aktuellen Grabungen und Forschungen in einem koordinierten deutsch-französischen Programm zusammengeführt werden, das von der Pergamongrabung des DAI und der Aigaigrabung der Ege Üniversitesi İzmir sowie dem französischen Archäologenteam in der Aiolis getragen wird. Das Programm umfasst die Etablierung eines gemeinsamen Forschungsdesigns, das die innovativsten Aspekte deutscher und französischer Funeralarchäologie integriert. Während der Laufzeit des Projektes soll ein multidisziplinäres deutsch-französisches-türkisches Team ausreichend praktische Erfahrungen sammeln, um zukünftig in Verbindung mit weiteren Projektpartnern an verschiedenen Stellen der Region tätig zu werden.
Hauptarbeitsgebiete zur Etablierung und Optimierung der kombinierten Methoden sind zum einen die städtischen Nekropolen von Aigai, zum anderen die großen Grabhügel von Pergamon. Diese Arbeiten werden ergänzt durch die Auswertung älterer Grabungen in Kyme, Elaia und Pergamon. Folgende Verfahren sollen zur Anwendung kommen: Geophysikalische Prospektionen, Ausgrabungen auf Basis der Prospektionsergebnisse in neuralgischen Bereichen der Nekropolen und Tumuli, kombinierte anthropologisch-naturwissenschaftliche Untersuchungen gemäß der Zielsetzungen moderner Funeralarchäologie, archäologische, baugeschichtliche und schließlich gemeinsame archäologisch-historische Analyse und Interpretation der Ergebnisse gemäß der oben unter (1) – (4) genannten Fragestellungen.

Studienprogramm

Die Arbeiten im Gelände und die Auswertung sollen von einem Studienprogramm für Master und Doktoranden aus Europa und der Türkei begleitet werden. Wesentliche Arbeitsschritte werden als jährliche Meilensteine in Form von Workshops des multidisziplinären deutsch-französisch-türkischen Teams dokumentiert. Die Verbreitung der Ergebnisse ist durch gemeinsame Vorberichte und monographische Publikationen, eine abschließende internationale Tagung sowie durch die Homepage des Projektes gesichert. Präsentation und langfristige Sicherung der digitalen Daten erfolgt im System iDAIfield.

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